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Erziehungsziele - was bedeutet das und was wünsche ich mir für mein Kind? 

Erziehung ist ein Wort, dessen Gewicht man kaum erfassen kann. Wir benutzen es meist inflationär und hinterfragen es kaum.

In der Kita gibt es keine Kindergärtnerinnen mehr sondern Erzieherinnen/ Erzieher, die auf unser Wertvollstes fast den ganzen Tag aufpassen.

Dabei liebe ich persönlich die Vorstellung, dass die kleinen Muckelkinder dort mit einer ordentlichen Menge an Liebe und Fürsorge übergossen werden, damit sie gut und heil wachsen, wenn sie schon nicht bei Mama sein können. Und nicht, dass jemand an ihnen zieht und zerrt, um sie auf das Leben vorzubereiten, welches bekanntlich kein Ponyhof ist.

Was bedeutet Erziehung überhaupt? 

und was macht es mit uns und vor allem mit den Kindern?
Denn um die geht es ja in den meisten Fällen, wenn dieses Wort fällt. Was für Ideen habe ich, was oder wer aus meinem Kind später einmal werden soll, denn schauen wir in den Duden, steht dort folgendes:

  1. das Erziehen
  2. in der Kindheit anerzogenes Benehmen, anerzogene gute Manieren

Uns Eltern wird dadurch ja quasi suggeriert, unsere Kinder kämen als Rohlinge auf die Welt, die wir erwachsenen, großen Menschen erst noch beschreiben müssen. Aber müssen wir ihnen Dinge wie Benehmen und Manieren wirklich anerziehen, so wie es im Duden steht? Sollten wir nicht lieber erst einmal hören, welch wundervolle Melodie auf diesen vermeintlichen Rohlingen versteckt sein könnte, die wir mit unseren Vorstellungen von Manieren und Benehmen zerkratzen?

Kinder lernen am besten durch Vorleben. Wie wunderbar simpel!
Wenn ich mir also wünsche, dass mein Kind später ein sprichwörtlich gutes Benehmen hat, dann sollte ich mich in Gegenwart meines Kindes einfach fantastisch benehmen. Wenn mir Tischmanieren wichtig sind, dann sollte ich mich bei den gemeinsamen Mahlzeiten dementsprechend verhalten. Wenn ich möchte, dass mein Kind später emphatisch ist und nett gegenüber Mitmenschen, dann sollte ich nett zu meinem Kind sein. Und wenn ich möchte, dass mein Kind später ein enorm gutes Selbstbewusstsein hat, dann darf ich es nicht immer klein machen. Schmeißt sich mein autonomes, „trotziges“ Kind auf den Boden, weil es ein weiteres Eis haben möchte, dann ist es meine wertschätzende Haltung gegenüber diesem starken, für sich einstehenden kleinen Menschen, die es für sein Leben prägt. Ich kann motzig sein und meinem Kind von oben herab zu verstehen geben, dass es kein Mitspracherecht hat oder mein Kind verständnisvoll in seiner Trauer um das Eis begleiten.

Ohne Sicherheit geht nichts 

Sicherheit ist vermutlich unser wichtigstes Grundbedürfnis.

Fühlen wir uns nicht sicher, steht alles andere hinten an.
Wir haben den Hunger unseres Lebens, wir müssen gerade unglaublich dringend auf das stille Örtchen - alles egal, wenn plötzlich ein maskierter Mensch im Raum steht.
Dann schalten alle Signale unseres Körpers auf Kampf, Flucht oder in letzter Konsequenz Starre. Wenn wir uns nicht sicher fühlen, dann trauen wir uns nichts.
Wenn wir Angst haben, dass unser Partner eventuell darüber nachdenkt, sich zu trennen, buchen wir in der Regel keine Fortbildung, sondern können an nichts anderes denken als an unsere Beziehung und was gerade los ist.

Unsere Kinder müssen sich erst recht absolut sicher fühlen, um ihre Welt zu entdecken.
Denn sie haben nur uns, über die sie das Vertrauen in die Welt aufbauen.

Ein kleines Baby wird daher immer erst den Blick zur Mama oder zum Papa werfen, wenn ein unbekannter Mensch den Raum betritt - scannt dann die Körperspannung und das Verhalten seiner Menschen, auf die es sich bislang verlassen konnte. Wenn Mama und Papa den neuen Besucher mögen, dann wird auch das Baby vermutlich entspannt sein.

Angst ist ein schlechter Begleiter

Kinder, die Angst vor ihren Eltern haben und nicht wissen, ob sie sich trauen dürfen, neue Dinge auszuprobieren, weil vielleicht etwas runterfallen und kaputt gehen könnte oder die immer wieder mit ihrem angeborenen Forscherdrang anecken, weil es nicht ins System passt, hören irgendwann auf, mutig zu sein und sich Dinge zu trauen.
Wenn ich im Supermarkt ein Kind sehe, dass zusammenzuckt und ängstlich zu seinen Eltern guckt, wenn es aus Versehen etwas fallen lassen hat, dann kann ich davon ausgehen, dass auch diese Eltern eigentlich nur das Beste für ihr Kind wollen. Es aber vermutlich auf einem sehr unglücklichen Wege begleiten.

Denker oder Gehorsam? Wer möchte, dass das eigene Kind später ein Mitgestalter wird, jemand der hinterfragt, der sich traut in die Welt zu gehen, der Freundschaften und gute Beziehungen führen kann, der sollte sein Kind ermutigen, neugierig zu sein. Der sollte versuchen auszuhalten, dass Dinge kaputt gehen können, wenn sein Kind die Schwerkraft entdeckt. Der sollte Trotzanfälle begleiten mit der Aussicht in die Zukunft eines "Geschäftsführers" von morgen - denn diese Optionen stehen den Kindern offen, die SEIN dürfen. So wie sie sind! 

Das bedeutet nicht, dass nicht auch jedes brave, gehorsame und streng erzogene Kind alle Möglichkeiten hat.
Jedoch werden es die Kinder, die immer nicht dürfen, die immer Ärger zu Hause bekommen, die sich nicht sicher fühlen können, definitiv schwerer haben.

Gebt den Kindern Wurzeln und Flügel 

Diesen geflügelten Satz kennen wir von Goethe.
Wer seinem Kind die Basis zum Wachsen gibt, die Sicherheit eines Netzes unter dem Drahtseil. Wer der Fels in der Brandung ist und das Fundament für das ganze spätere Leben seines Kindes, der schafft die besten Voraussetzungen für eine gesunde, glückliche Zukunft.

Liebt und kuschelt Eure Kinder - das ist das Wichtigste.
Seid ihre Wurzeln, Netze und Felsen… ♥

Eure Frauke

Bindung, Attachment Parenting, Erziehung, Zukunft