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Müllfrei

Müllfrei und Natürlich durch die Babyzeit

Wie soll und kann das funktionieren? Generell ist uns allen vermutlich klar, dass es ohne Baby schon eine enorme Herausforderung ist, so müllfrei wie möglich durch sein Leben zu gehen. Wie ist es aber dann mit einem neuen Familienmitglied, das eigentlich Windeln benötigt und verschiedene andere Dinge, die man hinterher wegwirft?! Oder muss das gar nicht sein?
Johanna Meyerding, selbst BabySteps® Kursleiterin und mittlerweile festes Teammitglied bei Einfach Eltern® gibt Tipps und zeigt auf, wo man Müll ganz „einfach“ sparen kann.

„Ja, ich gebe zu, ein Blogartikel mit diesem Titel wirkt im ersten Moment sehr moralisch und beinhaltet indirekt einen erhobenen Zeigefinger. Es ist „voll öko und vor allem richtig unbequem". Aber leider sind es Fakten und es führt kein Weg daran vorbei, wenn wir unseren Planeten ein wenig besser für unsere Kinder gestalten und zurücklassen wollen. Daher hingesetzt und aufgepasst, es wird ernst. Ich fange an und versuche nett zu bleiben.“

Eine Wegwerfwindel braucht bis zu ca. 450!!!!! Jahren, um zu verrotten. Das haben wir sicher alle schon mal irgendwo gelesen. Und wenn man sich dann vorstellt, dass jährlich allein in Deutschland 400.000 TONNEN (das sind ca, 35.000 Elefanten der größten vorstellbaren Größe) dieser Windeln entsorgt werden müssen, wird einem schon ganz anders. Wir haben -natürlich nicht nur deshalb- in Deutschland ein immenses Müllproblem. Wir produzieren zu viel davon. Jährlich ca. 17 Millionen Tonnen. Ja, ihr lest richtig! Und das jedes Jahr. Die Tendenz ist übrigens steigend, auch wenn uns oft anderes vorgegaukelt wird. Ich gehe netterweise und wohlwollend davon aus, dass ein jeder von uns, sich dieser Problematik bewusst ist und versucht verantwortungsvoll zu konsumieren und einzukaufen. Abzüglich des Bequemlichkeitsfaktors („Hach, so ein Café Latte aus einem schicken To-Go-Becher kann ich mir ja ausnahmsweise mal gönnen“, „Hmmm, der Kopfsalat macht die Apfel immer so nass. Ich packe den mal in eine klitzekleine Plastiktüte“) und des Gewohnheitsfaktors („Bananen müssen ja uuuuunbedingt in einer Tüte abgewogen werden“, „ Ja, das Kind isst die Brezel sofort, aber beim Bäcker wird das nun mal in eine Tüte gepackt. Das war schon immer so“…) ist es ja wirklich oft schwierig Müll und vor allem Plastik zu reduzieren. Es gibt ja schließlich nicht in jeder Stadt einen unverpackt Laden. Das sehe ich alles ein. Aber! Und nun sage ich es, wie es ist:

Ein Baby macht keinen Müll!

Wie das? Ich verrate es Euch!

  • Windeln

    Ein Kind verbraucht im Schnitt 6000 Wegwerfwindeln bis es trocken ist. Das sind nebenbei Kosten von ca. 1000€ je nach Windelmarke.
    Abgesehen davon, dass Wegwerfwindeln über mehrere hunderte Jahre nicht verrotten und viel Geld kosten, werden immer wieder Schadstoffe, wie Dioxine und ähnliche Giftstoffe nachgewiesen, die man/frau ja vielleicht lieber nicht in der Nähe von Babys zartem Popöchen wissen möchte.
    Lösung 1: Stoffwindeln
    Ja, ich gebe es zu: Das Angebot, die verschiedenen Produkte und Ausführungen mögen zu Beginn überfordern. Das Einlesen und das Heranwagen lohnt sich aber aus vielerlei Gründen. Es ist günstiger! Studien zeigen eine bessere Ökobilanz und der Babypopo kann atmen, ist keinen Giftstoffen ausgesetzt, die Wundsalbe kann in der Regel im Schrank bleiben und Stoffwindeln sehen so wahnsinnig entzückend aus.
    Stoffwindeln sind übrigens ein bisschen wie Jeans. Nicht jedem passt jedes Model. Schaut doch mal, ob ihr eine Stoffwindelberaterin in der Nähe habt.
    Schicke Stoffwindeln, hergestellt in Deutschland findet Ihr unter anderem bei der Windelmanufaktur. 
    Lösung 2: Windelfrei
    Ja, Babys können das! Sie können Ihre Ausscheidungen tatsächlich auch schon von Beginn an kontrollieren. Und ja, liebe Mamas und Papas, Ihr könnt erkennen, wann Euer Baby Hunger hat und wann es müde ist also könnt Ihr auch merken, wenn Eurer Baby mal muss. Ihr und Eurer Baby seid nämlich wahnsinnig kompetent! Nicola Schmidt hat auf ihrem Windelfrei Blog viele Informationen für Euch, es gibt Fachbücher und auch Windelfrei-Coaches, die Workshops dazu geben. Schaut einfach mal im Netz, wen Ihr vielleicht in Eurer Nähe findet.
    Artikel-Tipp: Sieben Schritte zu Windelfrei

  • Feuchttücher

    Feuchttücher sind Alleskönner, ich weiß! Sie sind so unglaublich praktisch!
    Sie eignen sich nicht nur zum Wickeln, sondern säubern auch ganz entspannt schokoverschmierte Patschehände.
    Mein Mann liebt Feuchttücher und würde sie am liebsten für alles benutzen: Staubwischen, Tische abwischen, Waschbecken putzen, matschige Hundepfoten reinigen, Schuhe putzen...... Das macht er aber nicht ;).
    Denn Feuchttücher sind eben nicht nur praktisch, sondern auch böse! Sie verstopfen Abwasserrohre und die Kanalisation. Sie sind nicht biologisch abbaubar und zersetzten sich nicht! (Klopapier ist beispielsweise nach einem Tag zersetzt). Außerdem wurden auch hier bei vielen Herstellern einige mehr oder weniger unangenehme Zusatzstoffe nachgewiesen. Die Inhaltsstoffe (Parabene, Alkohol, Konservierungsstoffe, Duftstoffe und Tenside) putzen nicht nur Schmutz, Urin etc. weg, sondern eben auch den natürlichen Säureschutzmantel der Haut. Ein wunder Po ist da schon fast vorprogrammiert.

    Lösung 1: Schüssel mit Wasser und Waschlappen
    So simpel, dass ich dazu nichts weiter erklären muss. Eine wertvolle Info gebe ich dennoch gratis dazu:
    Urin ist steril und enthält den hautpflegenden Stoff Urea (Harnstoff). Urea hilft der Haut bei ihrer Arbeit und deswegen findet man ihn auch in vielen Cremes. Hat das Baby also nur Pipi gemacht, ist es eher ungut, zu gründlich zu reinigen. Mit einem trocknenden Tuch abtupfen ist völlig ausreichend.

    Lösung 2: Feuchttücher selbst herstellen
    Das geht ganz einfach und ist eine super ökologische Variante für unterwegs.
    Man benötigt lediglich ein paar Baumwollwaschlappen (Stylomässig wird es, wenn man fesche, bunte Waschlappen nutzt ;-)), Kokos-Oliven- oder Mandelöl, Wasser und eine Aufbewahrungsbox:

    o die Waschlappen gefaltet in die Box legen
    o das Wasser (ca. 200 ml) aufkochen
    o etwas Öl (ca. 1 El) mit dem Wasser vermischen
    o Flüssigkeit auf die Waschlappen gießen
    o Ein paar Stunden einziehen lassen
    Probiert es mal aus. Babypopo und Umwelt werden sich freuen. Staubwischen solltet Ihr damit vielleicht lieber nicht, wobei sich Holz ja unter Umständen über eine gute Ölung freut... ;-)

    Wenn man dann doch einmal aus Versehen die bösen Feuchttücher benutzt hat, kann man sie im Wäschenetz waschen und zB. als Windelvlies oder für selbstgemachte Feuchttücher nutzen.

  • Pflegeprodukte

    Wer kennt sie nicht, all die rührenden und schnuckeligen Werbefilme für Babypflegeprodukte, die uns weiß machen wollen, dass wir unser Baby glücklich machen, wenn es denn nur die richtige Hautpflege und täglich ein Schaumbad bekommt. Und dann rennen wir los und packen unsere Einkaufswagen voll mit allen möglichen Pflegeprodukten für unser Baby. Wenn es doch bloß so einfach wäre....
    Dabei macht nicht nur die schlimme Plastikverpackung diese Produkte in der Regel überflüssig.
    Denn man sollte wissen, dass die Babyhaut sich zunächst einmal an äußere Einflüsse und Reize gewöhnen muss. Innerhalb des ersten Lebensjahres baut die Haut ein Schutzschild auf gegen Hitze, Kälte und Sonne.
    Die Haut ist also sehr empfindlich und der Einsatz von Cremes, Shampoos und Seife kann die zarte Babyhaut schnell reizen und sogar schädigen.
    Auch in der Badewanne haben Zusätze nichts verloren. Zu häufiges Baden schadet der Babyhaut übrigens auch und ist wirklich nicht nötig. Sanfte Reinigung mit Wasser und einem Waschlappen ist vollkommen ausreichend und schont Babys Haut und die Umwelt.
    Die meisten Pflegeprodukte enthalten jede Menge unnötige Inhaltsstoffe wie Parfüme, Tenside, Konservierungsstoffe, Emulgatoren oder Paraffine, die giftig für Umwelt und Haut sind.
    Gegen ein bisschen Öl als Badezusatz oder bei der Babymassage ist natürlich nichts einzuwenden. Auch im Winter, wenn das Baby trockene Haut haben sollte, ist es manchmal hilfreich eine Pflegecreme zu verwenden. Es gibt dafür wirklich schöne Produkte in der Naturkosmetikbranche. Das Gleiche gilt auch für die Pflege im Windelbereich. Ein wunder Po kommt manchmal vor und hier helfen Wundpflegesalben auf Calendulabasis aus der Naturkosmetik oft sehr gut.
    Meine Kinder haben übrigens wunderschöne, duftende und nicht-fettende Haare. Ich möchte behaupten, dass es daran liegt, dass sie kein Shampoo benutzen ...

  • Kleidung

    Babys wachsen unglaublich schnell. Kaum hat man den schicken, neuen Body einmal angezogen, ist er schon wieder zu klein und neue Kleidung muss her. Und wenn dann erstmal im Beikostalter die Tomatensoße auf den neuen Klamotten so richtig reingerieben wird, nützt manchmal auch das giftigste Waschmittel nichts mehr. Ach ja, krabbeln und matschen kommt ja auch irgendwann dazu. Meine Tochter hat neulich Ihren schicken, neuen Bio- Wollpulli mit einer Schere bearbeitet. Wir dachten erst, die Wolle wäre kaputt ;-), bis meine Mutter sich den Schaden besah und die Ursache entlarvte. Ihr seht, es lohnt sich nicht, immer alles neu zu kaufen.

    Lösung Second Hand:
    Es gibt viele sehr gute Gründe Kleidung second hand zu kaufen:

  • Kleidung wird immer billiger und unter schlechteren Arbeitsbedingungen produziert. Hungerlöhne, Kinderarbeit und der Einsatz von schlimmen Chemikalien, die die Arbeiter, das Grundwasser und auch uns schädigen sind dabei keine Seltenheit

  • Jeder kennt doch den Geruch, von neuer Kleidung. Gesund riecht das sicher nicht. Und selbst nach einem Waschgang, ist noch viel Gift in der Kleidung enthalten. Kaufen wir allerdings Second Hand, können wir davon ausgehen, dass sämtliche Chemikalien schon durch viele Waschgänge des Vorbesitzers rausgewaschen wurden. Und wer will schon diese duftende, weiche und wunderschöne Babyhaut giftiger Kleidung aussetzen. Ich nicht! 

  • Wir schonen die Umwelt, wenn wir Ressourcen sparen und eben kein neue Kleidung kaufen. Denn selbst, wenn wir neue Biokleidung kaufen, würden dafür Ressourcen verbraucht.

  • Es ist definitiv günstiger! Wusstet Ihr, dass wir Eltern im Schnitt 500€ jährlich nur für Kleidung unseres Nachwuchses ausgegeben??? So ein Body auf dem Flohmarkt ist schon für 50 Cent, statt für 8€ zu bekommen! Das lohnt sich doch!

  • Nebeneffekt: Man ist entspannter, wenn das Kind sich durch den Matsch wühlt, sich mit Schokoaufstrich oder Karottenbrei beschmiert, mit der Schere Amok läuft oder zum ersten Mal Blau- und Brombeeren probiert und -autonom wie es nun mal ist- Lätzchen hasst.

Wer keine Zeit oder Lust für einen Flohmarktbummel hat: es gibt viele verschiedene Onlineflohmärkte, Auktionshäuser und Facebookgruppen, in denen es sich prima Second Hand shoppen lässt.

  • Beikost

    Im Supermarkt und in der Drogerie findet man meterlange Regale nur gefüllt mit Babynahrung. Es gibt Babykekse, Babybreie mit und ohne Stückchen für morgens, mittags und abends, Abendbreipulver,, Milchpulver in Pre und 1 und 2, Obstgläschen für die Vitamine für zwischendurch, Schokopudding (warum eigentlich?), Fruchtriegel, Kekse, Müsli, Babywasser (Hä?), Babyapfelshorle (Doppelhä?), Babytees (siehe dazu auch GEFÄHRLICH! WARUM BABYS IM SOMMER KEIN WASSER TRINKEN SOLLTEN) und noch vieles mehr.
    Alles in allem gibt man locker 50€ monatlich für diese Art von Nahrung aus, produziert dabei jede Menge Müll und tut dem Baby dabei nicht unbedingt etwas Gutes, denn auch in der Baybnahrung finden sich oft nicht deklarierte und ungesunde Zusatzstoffe, die dafür sorgen, dass unsere Kinder sich schon früh an Zucker und süße Nahrung gewöhnen und auch Karies verursachen.
    Laut Foodwatch findet sich in fast jedem Produkt Zucker (z.b. Sieben Würfel Zucker in einem Babybrei, der wie Schokopudding aussieht!!! Igitt, oder?)
    Und Zucker ist nicht der einzige überflüssige und sogar schädliche Zusatzstoff in Babynahrung. Es finden sich oft außerdem zu viel Salz, Isomaltulose (Glukose- und Fruktose-Quelle), zu viel Eiweiß, hochkalorische Trinkmahlzeiten, die das Baby überfüttern und und und ...

    Lösung 1: Stillen oder Pre im 1. Lebensjahr
    Wer stillt, tut sich und dem Baby was richtig Gutes, schont die Umwelt und den Geldbeutel und das über das Beikostalter hinaus.
    Aber auch wenn Ihr nicht stillen möchtet oder könnt, gibt es gute Wege das Baby vor unnötigen Zusatzstoffen zu schützen. Im ersten Lebensjahr ist Premilch völlig ausreichend und zwar nach Bedarf gefüttert. 1er und 2 er Milch enthält wirklich viel Stärke, die vom Körper in null Komma nix in Glukose also Zucker umgewandelt wird.
    Ich würde immer dazu raten, auf Produkte mit einen zertifizierten Biosiegel zurück zu greifen. Das minimiert das Risiko auf schädliche Zusatzstoffe wie Antibiotika, Pflanzenschutzmittel und ähnliches.

    Lösung 2: Selbst kochen
    Dazu muss man auf den ersten Blick gar nicht so viel sagen, oder? Kochen, pürieren, fertig! In Bio natürlich und ohne Salz. Ist ja klar! Einfrieren kann man das auch, portionsweise sogar. Ein alter Hut für viele! Das ist ganz klar auch eine Möglichkeit, wenn man Lust auf extra Arbeit hat.* Duckundweg*;-)

    Es gibt aber noch eine Variante. Ich sage es jetzt einfach frei raus und schonungslos offen:
    Das Baby kann am Familientisch mitessen. Bäm!
    Jetzt ist es raus! Es isst einfach das, was ihr auch esst. Unpüriert, aber weich gegart. Salzarm versteht sich!
    Das Ganze nennt sich Fingerfood/Baby Lead Weaning und es gibt jede Menge Literatur und Artikel dazu.

Es gibt noch so viel zu sagen zum Thema Müll, Plastik und Ressourcen, vielleicht folgen noch weitere Artikel zu diesem Thema, wenn es Euch gefallen hat…
Probiert es aus! Es ist ganz leicht! Fangt langsam an, aber fangt an! Vielleicht sogar heute noch! Nicht alles auf einmal. Kleine Schritte! Man wächst da rein.


Eure Johanna Meyerding