Skip to main content

Mutter Sein… von Mental Load und Mütter-Burnout

„Mutter Sein“ im Jahr 2020…was bedeutet es in unserer heutigen Zeit wirklich Mutter zu sein? Das Problem ist, dass es kaum möglich ist, die Antwort darauf mit wenigen Worten zusammenzufassen…welche Aufgaben sind damit verbunden…und… welche Erwartungen vor allen Dingen?!...Und wer legt überhaupt fest, dass das so ist und dass das auch tatsächlich so zu sein hat?...


Susanne Mierau ist in ihrem Buch „Mutter Sein“ (erschienen Oktober 2019) diesen Fragen auf den Grund gegangen und hat die Rolle der Frau und Mutter bis in die frühe Menschheitsgeschichte zurückverfolgt und von allen Seiten ausgeleuchtet. Dabei stellte sie fest, dass die Rolle der Mutter ursprünglich nicht so starr definiert ist, wie man meinen könnte. Es heißt immer so schön. „Eine Mutter ist nicht ersetzbar!“. In gewisser Weise stimmt das natürlich, aber eben nur in gewisser Weise. Es müsste eigentlich heißen: „Ein Mensch ist nicht ersetzbar!“, im Sinne von „Ein Mensch ist so, wie er ist, einzigartig!“. Und dementsprechend ist ein Mensch natürlich auch nicht ersetzbar. Die Aussage, dass eine Mutter für ein Kind nicht ersetzbar ist, kann im Alltag auch ganz leicht einen gewissen Druck erzeugen, nämlich den, dass die Mutter ständig verfügbar sein muss. Aber andererseits bekommen wir Mütter schon während der Schwangerschaft die Frage gestellt, wann wir denn nach der Geburt wieder arbeiten gehen wollen? Und egal wie die Antwort ausfällt…nach 6 Monaten, nach einem Jahr oder nach drei Jahren…die Reaktionen reichen von „Was, so früh schon?“ bis hin zu „Was, so spät erst?“…

Schublade auf und wieder zu!

Und schwups!... schon landen wir in einer der vielen Mütter-Schubladen und davon gibt es heutzutage einige! Es gibt Karriere-Mütter, Helikopter-Mütter, Lifestyle-Mums, Insta-Moms, Hausfrau-und-Mutter-Mütter, Öko-Muttis und gefühlt kommen täglich neue vermeintliche Titel dazu.
Ich selbst wüsste ehrlich gesagt gar nicht so recht, in welche Kategorie ich mich einsortieren würde. Bei mir ist das eher so tagesformabhängig. Mal bin ich die „häusliche“ Mami, die liebend gerne zu Hause ist, kocht, putzt und mit den Kindern spielt und Kuchen backt. Aber an manchen Tagen möchte ich einfach nur „mein Ding“ machen, zum Sport gehen, mich danach mit einer Freundin zum Shoppen verabreden, um danach noch stundenlang zusammen im Café zu sitzen und über Gott und die Welt zu quatschen. So wie früher eben, als ich noch Single war und keine Kinder hatte.
Und ich denke beides ist wichtig! Denn beides gehört zu mir und ich bin eben nicht NUR eine Mutter, sondern trotzdem immer noch eine junge Frau, die etwas erleben möchte.

Ich finde es immer blöd, wenn Leute sagen „Warte ab, wenn du erstmal verheiratet bist und Kinder hast, dann ist dein Leben vorbei!“. Das klingt nicht nur abwertend, sondern es stimmt auch einfach nicht! Und wenn es sich so anfühlt, dann läuft meiner Meinung nach etwas falsch.
Natürlich ist es nicht immer leicht, alles im Gleichgewicht zu halten, meine Bedürfnisse, die Bedürfnisse meiner Kinder und die meines Partners, die Bedürfnisse als Familie, als Paar und als Einzelperson. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen der ein oder andere mehr oder eben weniger zurückstecken muss. Aber die Kunst liegt darin, immer wieder ins Gleichgewicht zurückzufinden.

Mom-Life-Balance?

Und genau das fällt uns Müttern oft besonders schwer, weil wir meistens diejenigen sind, die alles koordinieren und sich immer irgendwie am meisten dafür verantwortlich fühlen, dass es allen gut geht. Allerdings vergessen wir dabei oft etwas ganz Wichtiges: UNS SELBST! Und das ist ein Problem, denn wenn wir als „Kopf“ unseres Familiensystems überlastet sind und nicht mehr richtig funktionieren, dann kollabiert leicht das ganze System und alles bricht zusammen. Dieses Problem hat einen Namen, nämlich „Mental Load“. Es bedeutet, dass wir Mütter jede kleinste Aufgabe und jede Verantwortlichkeit im Kopf haben, sei es der wöchentliche Terminkalender, die Einkaufsplanung, der nächste Kinderarzttermin für die Vorsorgeuntersuchung, das Geschenk für den Kindergeburtstag, das noch besorgt werden muss, die Wechselklamotten im Kindergarten, die regelmäßig überprüft und ggf. nach Jahreszeit und Größe ausgetauscht werden müssen und, und, und …
Diese Liste könnte gefühlt noch unendlich fortgesetzt werden. Aber tatsächlich ist es so, dass wir Mütter eine gewisse Mitschuld daran tragen, dass das so ist. Warum fällt es uns so schwer, einfach mal die ein oder andere Aufgabe an unseren Partner bzw. an den Vater unserer gemeinsamen Kinder, an die Oma oder an wen auch immer, abzugeben?! Ich rede dabei nicht nur von den täglichen Aufgaben, wie z.B. mal eben staubsaugen, den Müll raus bringen etc., sondern eigentlich eher von den langfristigen Verantwortlichkeiten, wie eben z.B. die Termine für die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt oder die Wechselklamotten in der Kita. Denn genau das sind die Dinge, die uns Müttern ständig und immer wieder im Kopf herumschwirren, weil wir meinen, dass wir das ALLES managen müssen. Und eben das ist mit „Mental Load“ gemeint und führt langfristig zum sogenannten „Mütter-Burn-Out“, Depressionen etc.
Denn egal wieviel ich an einem Tag schaffe, die Liste an Aufgaben wird trotzdem nicht wesentlich kürzer, denn es rücken immer wieder To-do’s nach und am Ende des Tages schaue ich dann zum „Abschalten“ bei Instagram rein und sehe dort auch noch all die vermeintlich perfekten Mütter mit ihren perfekt eingerichteten, stets ordentlichen und sauberen Wohnungen und den stylischen Kinderzimmern, wie aus dem Katalog und sehe wie sie mit ihren Kindern den ganzen Tag pädagogisch besonders wertvolle Spiele spielen. Dabei handelt es sich hier auch nur um Momentaufnahmen, die nicht durchblicken lassen, wie chaotisch es (mit Sicherheit!) auch dort manchmal aussieht und wie viele „Schnappschüsse“ es gebraucht hat, um es auf den Fotos so aussehen zu lassen, als wenn alles super entspannt wäre und die Kinder den ganzen Tag harmonisch miteinander spielen. Und genau das erzeugt eben noch einen zusätzlichen Druck für uns Mütter, alles jeden Tag perfekt machen zu wollen. An dieser Stelle wünschen wir uns wirklich mehr #APRealität! <-- INSTAGRAM-TIPP

Mothering the Mother statt Mütterbashing

Hier muss ich außerdem mal erwähnen, dass es Situationen gibt, wo das Hilfsnetzwerk nicht besonders groß ist, z.B. bei einer alleinerziehenden Mutter, die gerade mit ihren Kindern in eine andere Stadt gezogen ist und dort weder Familie noch Freunde in greifbarer Nähe hat. Aber auch hier gibt es inzwischen, dank Internet und Social Media gute Möglichkeiten, sich beispielsweise mit anderen Eltern zusammen zu tun und ein eigenes Hilfsnetzwerk zu bilden, via Facebook-Gruppen beispielsweise. Bei uns im Ort gibt es inzwischen sogar Ehrenamtler, um Alleinerziehende im Alltag zu unterstützen. Denn alleinerziehend zu sein ist heutzutage keine Seltenheit mehr und ich muss sagen, ich ziehe wirklich meinen Hut vor allen alleinerziehenden Müttern und Vätern, denn egal wie man es dreht und wendet…sie sind deutlich risikobehafteter, um an einem Burn-Out oder an Depressionen zu erkranken. Und diese Belastung wird meiner Meinung nach in der Gesellschaft noch immer viel zu sehr unterschätzt. Also wenn Ihr vielleicht eine alleinerziehende Mutter oder einen alleinerziehenden Vater in eurem Umfeld kennt, dann geht vielleicht hin und wieder mal hin und fragt, ob ihr irgendwo bei aushelfen könnt! Es muss nicht super zeitaufwändig sein. Oft hilft schon eine halbe Stunde auf’s Kind aufpassen, um mal eben irgendwas erledigen zu können oder einfach um "nur" mal durchzuatmen! Und ich denke allein das „Gesehen werden“ tut diesen Eltern einfach auch schon gut, selbst wenn sie die Hilfe vielleicht nicht annehmen. Manchmal hilft auch schon das Gefühl zu wissen, dass Jemand da ist, wenn man es braucht.


Ihr seht, Überlastung ist ein großes Problem, das wir als Mütter bzw. als Eltern nicht einfach so hinnehmen sollten. Früher gab es das berühmte „Dorf“, um ein Kind zu erziehen und das hatte tatsächlich auch so seinen Sinn! Also warum sollten wir es heute anders machen und uns alles allein aufbürden?! Traut euch ruhig mal, etwas abzugeben, selbst wenn der Andere es „anders“ macht, als ihr, das ist vollkommen ok. Wenn der Papa anstatt vorzulesen lieber mit dem Kind eine Folge Peppa Wutz auf dem Tablet anschaut oder wenn die Oma dem Kind ein oder zwei Schokoriegel mehr als erlaubt gibt, während sie aufpasst, damit ihr mal schnell zu einem Termin fahren könnt. Seid nicht so streng mit euren Prinzipien, wenn es darum geht, dass ihr dafür mal ein wenig Zeit für euch gewinnen könnt. Viel schlimmer ist es, wenn ihr euch ständig unter Druck setzt, alles alleine und alles perfekt machen zu müssen. Ich behaupte im Übrigen das kann Keiner, vor allem nicht ohne auf Dauer daran kaputt zu gehen. Und das nützt dem jeweiligen Elternteil nichts und am wenigsten dem Kind!

In diesem Sinne: Seid achtsam mit euch selbst und sorgt für euch, denn nur dann könnt ihr euch auch um eure Kinder sorgen 😊

Verfasst von Kathrin Erdmann, im April 2020

BabySteps®-Kurse in Viersen und Möchengladbach

Webseite: www.zeit-fuer-bindung.de
FB-Profil: https://www.facebook.com/KathrinErdmann.BabySteps/
Insta-Profil:  https://www.instagram.com/kathrin.erdmann.babystepskurse/?hl=de