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Können Babys lernen allein einzuschlafen?

In der ELTERN  von Januar 2014 führt die Journalistin Nora Imlau ein Interview mit der Autorin des - in unseren Augen - viel zu oft verkauften Buches "Jedes Kind kann schlafen lernen", Annette Kast-Zahn.

In diesem Buch wird beschrieben, wie man Babys dazu bringt, innerhalb weniger Tage "durchzuschlafen". Die Babys werden alleine gelassen - auch wenn sie weinen! Den Eltern wird suggeriert, dass sie selbst die Schuld tragen, dass das Baby so "schlechte Schlafgewohnheiten" hat und dass sie in den Momenten, in denen das Baby weint, hart bleiben müssen, damit das Baby "lernt", dass es in Sicherheit ist und auch alleine gut schlafen kann.
 
Zunächst möchten wir den Hut vor Nora Imlau ziehen, die für die ELTERN schon zahlreiche, wundervolle Artikel geschrieben, Interviews geführt und auch unsere einfach-20-tage.de -Challenge begleitet hat.
 
Dieses Interview war sicherlich keine leichte Aufgabe und wir von EINFACH ELTERN® hätten uns hier doch eher eine Diskussion als ein neutrales Interview gewünscht. 
Eine Diskussion mit einem Schlaf-, einem Hirnforscher und einem Bindungsspezialisten. Und am besten noch ein paar Psychologen, die in ihrer derzeitigen Arbeit jeden Tag damit konfrontiert werden, dass unsere Generation eben doch nicht "prima gewachsen" ist, sondern Bindungsschwierigkeiten hat. Schwierigkeiten hat, langjährige Freundschaften, Beziehungen oder gar Ehen zu führen und die Sehnsucht nach Geborgenheit in jeder Beziehung aufs neue beim Anderen suchen. Eine Generation von körperlich-armen Singles, die kaum oder keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern hat.
Die Generation, die bewusst nach der Geburt von ihren Eltern getrennt wurde. Die nach der Uhr gefüttert und versorgt wurde, die weinen musste, weil man "die Kinder nicht verweichlichen wollte". Die Generation, deren Generationenwissen in der Nazizeit gezielt zerstört wurde.
 
Aber zurück zu dem Interview mit Frau Kast-Zahn. 
 
Dieses Interview wurde geführt, da die Neuauflage des GU-Verlages zu kontroversen Diskussionen im Internet geführt hat. Eine Petition wurde gestartet, deren Ziel es war, dieses Buch vom Markt zu nehmen. Knapp 5.000 Unterzeichner waren sich in kurzer Zeit direkt einig, dass es Zeit ist, dieses Anliegen zu unterstützen.
 
Der GU-Verlag verdient mit diesem Buch viel Geld, denn es verkauft sich seit Jahren fantastisch. Das Programm funktioniert und wird überall empfohlen. Von Menschen, die sich nicht näher mit dem Thema beschäftigen und auseinandersetzen, wie wir finden.
 
Ich selbst habe bei einer Zugfahrt von der Schaffnerin den Tipp bekommen, das Buch zu kaufen und es bei meiner Tochter anzuwenden. "Das funktioniert wirklich großartig" sagte sie. Dazu sollte man wissen, mein Baby schlief in dem Moment selig auf meiner Brust und es bestand in keiner Sekunde der Bedarf, mir ein Schlafprogramm zu empfehlen. Diese Schaffnerin hat jeden Tag in ihrem Beruf mit Müttern von Babys zu tun. Wie oft gibt sie diese "Empfehlung"? 
 
Es gibt sicherlich Ausnahmefälle. Eltern, die ihrem Kind gegenüber sonst möglicherweise gewalttätig werden, weil sie nicht mehr können. Hier ist ein Schlafprogramm eventuell die bessere Alternative. Aber dies gilt doch nicht für JEDES Kind! 
 
Wir erleben in unserer Arbeit, dass es oft der Blickwinkel und unnatürliche Erwartungen auf und an das Kind sind, der Eltern hilflos oder sogar wütend macht. Dass sie nicht wissen, wie die Babys und Kinder eigentlich gestrickt sind. Warum die Babys eigentlich in der Nacht so oft wach sind. Dass sie so programmiert sind, weil es für ihre Entwicklung tatsächlich sogar notwendig ist. Dass es sich hier um Schutzfunktionen und Wachstumsprozesse handelt. Dass das Gehirn Nahrung benötigt, um zu wachsen, dass gerade in den REM-Schlafphasen die Gehirnentwicklung und die Verarbeitung des Tages passiert.
 
Wenn Eltern das wüssten, dann würde sich die Einstellung zu der Situation sicherlich ändern. 
 
Dr. Herbert Renz-Polster berichtet in seinen Büchern "Born tob wild - Kinder verstehen" und "Menschenkinder" auf wirklich großartige Weise, warum Kinder so sind, wie sie sind. Evolutionsbiologisch logisch.
Kinder sind darauf angewiesen, dass wir Eltern konstant bei ihnen sind. Nicht nur am Tage, sondern auch in der Nacht. Wir Menschen sind erst seit ca. 10.000 Jahren sesshaft. Das ist quasi ein Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte.
Wenn unsere Babys nicht SOFORT geschrien hätten, wenn wir sie abgelegt haben, wäre das früher ihr sicherer Tod gewesen. Eine Steinzeitmutter wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, ihr Baby in die Nachbarhöhle zu legen oder es in der Nacht allein zu lassen.
Unsere Kinder brauchen uns. Am Tage und vor allem in der Nacht. Sie sind gerade erst hier angekommen. Wir sind die verlässliche Konstante in ihrem Leben - wir Eltern.
 
In dem Interview weist Frau Kast-Zahn immer wieder darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Studien gibt, die belegen, dass Schlafprogramme den Kindern schaden. Wir fragen uns, ob Frau Last-Zahn es mal mit Logik versucht hat. 
 
Wenn ein Baby weint wird nachweislich das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet - sobald Cortisol und auch Adrenalin ausgeschüttet werden, kann ein Mensch NICHT mehr LERNEN. Alles in dem kleinen Körper ist auf Flucht und Angst programmiert. Wer selbst ein Kind hat, weiss dass es in einem solchen Zustand NICHTS hilft - außer Körperkontakt der Hauptbindungsperson. 
Wenn die Babys durch ein Schlafprogramm aufhören zu weinen, dann nur aus dem Grund, dass sie resignieren und ihre Ressourcen schonen müssen. Denn unsere Steinzeitbabys wissen noch nicht, dass sie in ihrem sicheren Kinderzimmer liegen. Nähe ist für Babys die Sicherheit, die sie brauchen. Für sie ist eben nicht klar, dass gleich kein Tier kommt, um es zu holen. Sie schalten vor lauter Stress ihr kleines Gehirn auf "Not-Aus", um keine schwereren Schäden davonzutragen. 
 
Sie haben NICHT gelernt, zu schlafen. Sie haben ERFAHREN, dass sie nicht wert sind, dass ihre Eltern auf ihr Rufen und Weinen hören.
Egal, ob man es als schreien, jammern, in den Schlaf meckern oder motzen bezeichnet. Weint ein Baby, so geht es ihm definitiv nicht gut und es sollte sich jederzeit darauf verlassen können, dass seine engsten Bezugspersonen immer versuchen werden es zu verstehen und ihm seine Ängste zu nehmen. 
 
Wir bei EINFACH ELTERN® sind uns einig und kaufen dieses Buch immer gerne auf Flohmärkten, um es dann seinem rechtmäßigem Bestimmungsort - dem Mülleimer - zuzuführen.
Was sind ein paar Euro gegen eine Kinderseele…
 
Wir denken gerade über eine Abwrackprämie nach… Was meint Ihr?
 
Herzlichst Eure Diana und Frauke
 

Unser Flyer zum Thema Schlafprogramme könnt Ihr im Onlineshop bestellen. 

 

Weitere Infos über Schlaflernprogramme: 

So viele haben sich in letzter Zeit zum Thema Schlaflernprogramme auf ihren Blogs und Webseiten geäußert und weil wir dieses Thema so wichtig finden, haben wir hier noch mal eine kleine Sammlung zusammengestellt. 

Buntraum

 

Dr. Herbert Renz-Polster:

 
 

Nestling

 

Nora Imlau:

 

Geborgen Gewachsen:

 

Gewünschtestes Wunschkind

 

Julia Dibbern:

 
 

Mama sein