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Kita - Eingewöhnung in die Krippe

Die meisten Kitas werben damit, die Eingewöhnung nach dem "Berliner Modell" zu machen. Dieses stützt sich auf die Bindungstheorie von John Bowlby, was ja erstmal super klingt. Beim näheren Hinsehen fallen uns aber deutliche Kritikpunkte an diesem "bindungsorientieren" Modell auf. Auch die Abweichungen von diesem Modell, die sich viele Kitas herausnehmen, finden wir besorgniserregend. 

So heißt es zum Beispiel:

"Die Länge der Eingewöhnung Sicher gebundene Kinder (häufiger Blickkontakt zur Bezugsperson, heftiges Weinen beim Verlassenwerden und offene Annäherung/Körperkontakt bei Wiederkehr der Bezugsperson) brauchen eine längere Eingewöhnungszeit von zwei bis drei Wochen. Unsicher gebundene Kinder (je nach Bindungstyp eher gleich- gültig bei der Trennung und der Wiederkehr der Bezugsperson oder große Erregung bei der Trennung, aber ambivalentes Verhalten bei der Wiederkehr) benötigen eher eine kürzere Eingewöhnungszeit von ca. ein bis eineinhalb Wochen." 
Quelle: http://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/website/KiTaFT_Braukhane_Knobeloch_2011.pdf

Wer sich mit Bindungstypen etwas auskennt, sieht schnell, dass hier gehörig etwas schief läuft. Eine Studie hat gezeigt, dass Kita-Kinder, besonders in der Krippe, auch ohne zu weinen einen hohen Cortisolspiegel aufweisen. Dies beweist, dass selbst vermeintlich gut eingewöhnte Kinder sehr viel Stress aushalten müssen (natürlich gibt es auch tatsächlich gut eingewöhnte Kinder). 

Schaut man sich den oben genannten Auszug aus dem Berliner Modell genauer an, so wird klar, dass hier Kindern,die aus schlechten Bindungsverhältnissen kommen, nicht mehr Zeit geben wird, eine neue Bindungsperson in der Kita zu finden, sondern weniger! Anstatt dem Kind über einen längeren Zeitraum Sicherheit zu vermitteln, wird dieses ins kalte Wasser geschmissen, da das Kind ja quasi "eh schon in den Brunnen gefallen ist". 

Besonders unsicher gebundene Kinder sind in unserer Gesellschaft fast schon Vorzeigekinder. Sie beschweren sich wenig, lassen sich leicht fremd betreuen und gelten somit als pflegeleicht. Aber was passiert unter dieser "harten Schale"? Hier finden wir vermutlich den erhöhten Cortisolspiegel. 

Wir sind nicht gegen Fremdbetreuung vor dem dritten Lebensjahr, auch wenn dies vermutlich meist die bessere Alternative für das Kind wäre. Wir sind aber für ein Eingewöhnungsmodell, bei dem es nicht darum geht, dass die Babys die Einrichtung kennen lernen, sondern dass sich viel Zeit genommen wird, um eine Bindung zwischen der Hauptbetreuungsperson und dem Kind herzustellen. 

Wir würden gern von Euch hören, wie Eure Eingewöhnung lief. Seid Ihr zufrieden mit der Kita? Hat man Euch früh zu einer Trennung gedrängt? Hat die Hauptbetreuungsperson sich jeden Tag intensiv um Euer Kind bemüht? Was hat Euch gefallen und was fandet Ihr vielleicht auch schlimm mit anzusehen? Habt Ihr vielleicht sogar abgebrochen? 

Lasst uns an Eurer Erfahrung teilhaben und kommentiert diesen Beitrag!